
Nachdem ich im Jahr 2017 eine neue Arbeitsstelle angetreten hatte und zweimal umgezogen war, stellt sich 2018 ein wenig Ruhe ein. So könnte dieser Text beginnen. Jetzt sitze ich inmitten von Weihnachten, umgeben von meinen Lieben und halte kurz inne - schaue zurück auf das Jahr und auf das, was sich in den letzten 12 Monaten so getan hat.
Der Januar gestaltete sich noch recht harmlos und ruhig. Ich war eifrig damit beschäftigt, was sich in den vergangenen Monaten schon langsam aber deutlich gezeigt hatte: ich entrümpelte meine Wohnung und habe beinahe alles verkauft (außer meiner Seele
), was ich längere Zeit nicht gebraucht hatte. Da kam einiges zusammen, das kann ich Dir sagen. Selbst die Abkehr von einem mittlerweile riesigen Weltkonzern, der einst als Buchhändler im Internet anfing, gehörte dazu. Das Ende des ersten Monats gestalteten wir mit etwas Sightseeing in Leipzig. Höhepunkt war ein super geniales Konzert von A-Ha - ja, genau, die schwedische Band. Ganz im Style von MTV unplugged haben die Herren uns mit der Rückführung auf das Ursprüngliche der Musik doch schwer beeindruckt.
Der zweite Monat des Jahres stellte Weichen für mich. Ich befasste mich schon seit einigen Jahren mit dem Leben auf kleinem Raum. Dabei hatte ich Tiny Houses im Visier, da solche kleinen Häuser auf Rädern finanziell gut darstellbar sind und meinem freiheitsbedürftigem Naturell sehr entgegen kommen. Doch bevor ich solch ein Haus in Auftrag geben konnte, brauchte ich einen passenden Ort zum Abstellen. Nach einem kurzen Schriftwechsel auf einem Kleinanzeigen-Markt fuhr ich am 22. Februar nach Schönau in die Pfalz. Dort traf ich auf den Besitzer eines Campingplatzes, der mit einer kleinen Aussage für eine grundlegende Veränderung sorgte: "Ja, ich kann mir vorstellen, dass Sie bei mir einen Platz für ein Tiny House mieten." Bingo. (M)Ein Traum wird wahr. Ab dann ging alles ziemlich schnell: Haus ausgesucht, mit dem Hersteller die Details besprochen, Kredit angefordert, fertig. Ab dann hieß es warten und weiterhin die Wohnung ausmisten. Ende April stand die Zwischenabnahme in Brandenburg an. Wenn ich schon mal da bin, kann ich zwischen den Abnahmen ja auch gleich eine Fahrradtour am Mauerweg machen. Gesagt getan und so war ich wohl einer der entspanntesten Bauherren Deutschlands
Natürlich gab es Vorfreude, natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, wie alles wird. Und ja, es gibt auch heute kleinere Problemchen, mit denen ich konfrontiert bin, weil ich "Eigentum" besitze. Da ich damit nicht allein gelassen werde, ist die Welt für mich in bester Ordnung und ich bin und bleibe eben jener entspannter Mensch, der ich bin.
Das Haus kam am 23. Mai angerollt und kurze Zeit später konnte ich meinen 38. Geburtstag in meinem eigenen "Haus" feiern. Yeah, was für ein geiles Gefühl. Zwischenzeitlich habe ich mich vom Großteil meines Hab und Gut getrennt und bereue es im Nachgang nur, dass ich nicht schon früher auf die Idee gekommen bin. Für mich ist das Leben seitdem so "leicht". Das zeigt sich auch in der neu gestalteten Kopfgrafik dieses Blogs. Für die künsterlische Umsetzung noch einmal einen lieben Dank an meine wundervolle Freundin!
Zwischen Fahrradfahren, Haussuche und der Einrichtungsplanung turnen meine Freundin und ich regelmäßig auf Poetry Slam-Veranstaltungen herum. Bei einer solchen Veranstaltung haben wir Kontakt mit dem "Neuen Hoftheater Grötzingen" aufgenommen. Seitdem sind wir dort mit Musik (Christiane) und Tontechnik (ich) aktiv und haben im Oktober und November mit dem Stück "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" den einen oder anderen Menschen berührt. Und weil das noch nicht ausreicht, stand ich mit unserem neu gegründten Improvisations-Theater "Pastell und KAppuccino" bei einer Weihnachtsfeier erstmalig in meinem Leben auf einer Bühne. Ein unbeschreibliches Gefühl, denn ich stehe nicht so gern im Mittelpunkt. Dennoch ist es unvergleichlich schön, Menschen etwas zu geben - auch wenn es nur für wenige Minuten ist. Ein Lächeln, das zurückkommt ist dann das schönste aller Geschenke. Improvisation ist für mich eine Kunstform, mit dem das Leben und Agieren im Hier und im Jetzt vollständig zum Ausdruck kommt. Beim Improvisieren weiß ich nie, was passiert. Ich bin mit all meinen Sinnen voll bei der Sache und schaue, dass das Team auf der Bühne funktioniert. Das gefällt mir, denn so stelle ich mir mein gesamtes Leben vor.
Jetzt kann sich der geneigte Leser natürlich fragen, was das alles mit Radfahren und den Falträdern zu tun hat: Nichts! Und gleichzeitig doch extrem viel. Ohne meine Falträder und die Zeit, die ich beim Radeln auf ihnen verbracht habe, gäbe es einige Entwicklungen nicht, die dieses Jahr zu dem Jahr gemacht haben! Ein Jahr, nach dem ich ohne eine Sekunde des Zögerns sagen kann: ich bin glücklich! Und weil das alles so ist wie es ist, habe ich vor Kurzem Besuch von einem Fernsehteam gehabt. Im April 2019 wird es im SWR eine Doku geben, in der neben mir auch das Faltrad (Brompton) und das Tiny House eine Rolle spielen werden. Die Vorzeichen auf ein spannendes Jahr 2019 stehen also gut. Und so wünsche ich allen einen guten Start ins neue Jahr!